The war is over

18. September 2025

8 – Grenzen

Diese Erfahrung mit meiner Familie war wie ein Crash-Kurs im Erwachsenwerden. Das erste Mal in meinem Leben, das ich etwas für mich entschieden hatte, obwohl „man das eigentlich nicht macht“. Obwohl es bedeutete, etwas loszulassen das mir die Welt bedeutete. Trotzdem musste ich gehen, um meine Würde wahren zu können.


Verantwortung für die eigene Würde

„Es gibt immer einen der es macht und der andere der es mit sich machen lässt.“
Wer hat mehr „Schuld“? Niemand ist dafür verantwortlich meine Würde zu wahren, außer ich selbst. Ich bin dafür verantwortlich sie zu ehren und zu schützen – nicht andere.

Wenn mein Gegenüber sie nicht aus einem Selbstverständnis wahrt, ist es meine Aufgabe, wie eine Löwen-Mutti für mich selbst aufzustehen und eine glasklare Grenze zu setzen.

Ich bin diejenige die mich jeden Tag ertragen darf und bis zum letzten Atemzug begleiten werde. Es ist die Beziehung zu mir selbst, die die wichtigste in meinem Leben ist, denn darauf baut alles weitere auf.

Wie ich mit anderen umgehe, wie stabil ich in Beziehungen mit anderen bin, wie groß ich mein Herz öffnen kann –all das ist eine Spiegelung der eigenen Beziehung zu mir selbst.

Verachte ich mich –> verachte ich andere –> verachten andere mich –> verachte ich mich.. usw.

Daraus kann ein unendlicher Kreislauf werden, wenn ich nicht hier und jetzt diese Grenze ziehe und einen Schritt außerhalb des Kreises setze.

Natürlich für mich, jedoch auch für den anderen.


Der schmerzvollste Aspekt

Na klar, ist in uns der natürliche Wunsch, dass unser Gegenüber von sich aus, diese Grenze wahrt, unsere Würde wahrt und uns respektiert. Dass wir gar nicht dafür aufstehen müssen.

Bei mir zumindest war das der schmerzvollste Aspekt.

Das fühlt sich nicht gut an.
Vor allem nicht, wenn es die eigene Familie betrifft.

Wie oft höre ich in meinem Umfeld: „Das ist doch die Familie, das ist halt so.“

Gerade weil es die Familie ist, sollte es genau umgekehrt sein. Familie sollte der bedingungslose Ruhe-Hafen sein, der Ort der Geborgenheit und bedingungslosen Annahme. Wenn es ein Ort der Respektlosigkeit, des Hasses oder des Missbrauchs ist, müssen wir auch hier die gleichen Grenzen setzen wie wir es bei anderen tun würden. Gerade bei der Familie ist um ein vielfaches ungesünder, als bei Fremden. Wenn ein Fremder dir sagt, dass du ein Aussätziger bist, hat das ganz bestimmt eine andere Wirkung auf dich, als wenn es dir deine Mutter sagt? 

Erst wenn wir unsere eigene Würde wahren, öffnen wir den Raum, damit der andere es für sich selbst auch überprüfen kann. Theoretisch besteht ja auch die Möglichkeit, dass er es nun aus einer neuen Perspektive sehen kann und sein Verhalten überdenkt, dass genau daraus eine ganz neue und tiefere Verbindung zueinander entsteht, die nun endlich auf Augenhöhe 

Wir tun es nicht nur für uns, sondern auch für die gesamte Ahnenlinie die nach uns kommt. Werden wir den Mut finden, eine Grenze zu setzen und notfalls zu gehen? Oder knicken wir ein, verbiegen uns und lassen es einfach über uns ergehen?

Auch wenn es sich so anfühlen kann,
als wenn dir der Boden unter den Füßen entgleitet:

Wenn du in 5, 10, 15 Jahren daran zurückdenken wirst,
wirst du stolz auf dich sein
und dich gerade hinsetzen.

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